Frauen gedenken in Russland der Opfer des Flugzeugabsturzes.Bild: keystone
Am Mittwochmorgen stürzte in der russischen Region Belgorod nahe der ukrainischen Grenze ein russisches Transportflugzeug vom Typ Il-76 ab. Doch was sich am Mittwochmorgen wirklich ereignete, ist in weiten Teilen immer noch unklar.
Die erste Meldung
Russische Nachrichtenagenturen waren die Ersten, die über den Absturz berichteten. Dabei stützten sie sich auf das russische Verteidigungsministerium, das behauptete, es hätten sich 65 ukrainische Kriegsgefangene an Bord des Flugzeugs befund. Bereits zu diesem Zeitpunkt kursierte die Information, dass sich das Flugzeug auf dem Weg zu einem Gefangenenaustausch befunden habe. Alle seien bei dem Absturz ums Leben gekommen.
Das weiss man zu den möglichen Kriegsgefangenen
Die Ukraine dementierte nicht, dass sich ukrainische Kriegsgefangene an Bord befunden hätten. Sie bestätigt sogar, dass für Mittwoch ein Austausch von Kriegsgefangenen geplant gewesen sei.
Der ukrainische Militärgeheimdienst machte der russischen Seite Vorwürfe, im Gegensatz zu früheren Gefangenentransporten nicht über die geplante Flugroute und den Zeitraum informiert zu haben – zur Sicherheit der Besatzung. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte eine internationale Untersuchung des Vorfalls und fand in seiner abendlichen Videoansprache deutliche Worte:
«Sie spielen mit dem Leben der ukrainischen Gefangenen.»
Die russische Propagandistin Margarita Simonjan präsentierte auf dem Propagandakanal RT eine Liste mit 65 ukrainischen Kriegsgefangenen. Darunter war der Name eines ukrainischen Snipers, der bereits Anfang Januar in die Ukraine hatte zurückkehren können, wie die Aargauer Zeitung schreibt.
Also waren tatsächlich Kriegsgefangene an Bord?
Vonseiten der Ukraine wurde behauptet, das abgestürzte Transportflugzeug habe Flugabwehrraketen vom Typ S-300 transportiert und keine Kriegsgefangenen. Doch auch diese Behauptung wurde bis dato nicht belegt.
Zusammengefasst: Es liegen derzeit weder Beweise dafür vor, dass sich S-300-Raketen an Bord befunden hätten, noch dass sich Dutzende ukrainische Kriegsgefangene an Bord befunden hätten.
Und wer hat das Flugzeug jetzt abgeschossen?
Tatsächlich ist derzeit noch gar nicht bestätigt, dass das Flugzeug überhaupt abgeschossen wurde.
Früh nach Bekanntwerden des Flugzeugabsturzes meldete die «Ukrajinska Prawda», eine Quelle innerhalb des ukrainischen Militärs habe gesagt, das Ganze sei ihr Werk gewesen, und dass S-300-Raketen an Bord gewesen seien. Der implizierte Abschuss wurde so als Erfolg präsentiert. Diese Angabe wurde jedoch nach kurzer Zeit wieder aus dem Artikel gelöscht.
Weiter ist nicht bekannt, über welche Informationen die ukrainische Seite verfügt, und ob sie diese aus taktischen Gründen bisher zurückhält.
Der russische Parlamentsabgeordnete Andrej Kartapolow behauptete gestern, die Ukraine habe das Flugzeug mit drei Flugabwehrraketen des US-Systems Patriot oder des deutschen Iris-T-Systems abgeschossen. Das russische Verteidigungsministerium wiederum sagte, die Ukraine habe zwei Flugabwehrraketen verwendet. Sie sollen von der Gegend um das ukrainische Dorf Lypzi in der ukrainischen Region Charkiw abgefeuert worden sein. Die Region Charkiw in der Ukraine grenzt an die Region Belgorod in Russland.
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Video: watson
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